Transformation zu einer klimaneutralen Wirtschaft – volkswirtschaftliche Kosten, Chancen für die Kreditwirtschaft und geldpolitische Implikationen Rede bei den Münsteraner Bankentagen

Es gilt das gesprochene Wort.

1 Einleitung

Sehr geehrte Damen und Herren, 

es ist mir eine große Freude, hier bei den Münsteraner Bankentagen zu sprechen. Die diesjährige Tagung steht unter dem Motto „Wandel als Chance – Perspektiven für die Kreditwirtschaft“. 

Ich möchte mich heute auf einen Aspekt des Wandels konzentrieren: Die Transformation hin zu einer klimaneutralen Wirtschaft oder in einem Wort: auf die Klimawende. 

Dieses Thema bietet sich hier in Münster geradezu an. Denn als vielfach ausgezeichnete „Fahrradstadt“ lebt Münster bereits vor, wie die Klimawende im Verkehrssektor aussehen kann. Aber für den Umbau hin zu einer klimaneutralen Wirtschaft reicht „weniger Autofahren – mehr Fahrradfahren“ allein natürlich nicht aus. 

5 Billionen Euro. So hoch könnte laut Fachleuten der KfW der Investitionsbedarf für die Transformation der deutschen Wirtschaft hin zur vollständigen Klimaneutralität ausfallen.[1] 5 Billionen Euro, also fünftausend Milliarden Euro oder fünf Millionen Euro, sind für die meisten Menschen ein nur schwer greifbares Volumen. Und selbst für Finanzprofis wie Sie dürfte dies eine ziemlich große Zahl sein. 

Es stellt sich hier sofort die Frage: Können wir das überhaupt schaffen? Ja, das können wir. Und in meiner Rede möchte ich Ihnen darlegen, warum ich davon überzeugt bin. Und nicht nur das. Die Transformation bietet für die Kreditwirtschaft sogar eine große Chance. Denn all die Investitionen müssen schließlich finanziert werden. Zudem werde ich dann noch kurz darauf eingehen, was daraus für die Geldpolitik folgt. Und wo in meinen Augen die Politik gefordert ist.

2 Investitionsbedarf aus der Transformation

Warum bin ich der Ansicht, dass wir die für die Transformation nötigen Investitionen stemmen können? Zunächst einmal verteilen sich die Investitionen auf einen langen Zeitraum, nämlich bis Ende 2045. Erst dann soll Deutschland laut Klimaschutzgesetz der Bundesregierung netto keine Treibhausgase mehr ausstoßen.[2]

Bricht man die von der KfW geschätzten 5 Billionen Euro auf die durchschnittlichen Investitionen pro Jahr runter, landen wir bei einem Betrag von rund 190 Milliarden Euro.[3] Zur Einordnung: Dies entspricht in etwa 5 Prozent der aktuellen deutschen Wirtschaftsleistung.[4] Immer noch eine ordentliche Summe. 

Aber drei Faktoren relativieren diese Herausforderung: Erstens würden viele der Investitionen ohnehin getätigt. Sie fließen nun lediglich in eine klimafreundlichere Verwendung. Zweitens generieren einige der Investitionen über die nächsten Jahrzehnte deutliche Einsparungen. Und drittens hat Deutschland mit seinen hohen Außenhandelsüberschüssen eine sehr komfortable Ausgangslage. Lassen Sie mich das im Detail erläutern. 

Erstens: Bei den 190 Milliarden Euro handelt es sich um die sogenannten Klimaschutzinvestitionen. Also all diejenigen Investitionen, die helfen, den CO₂-Ausstoß zu verringern.[5] Zu beachten ist aber, dass ein Großteil dieser Investitionen ohnehin getätigt würde. Denn laufend müssen Dinge ersetzt werden. Im Zuge der Klimawende muss nun in Objekte investiert werden, die zwar klimafreundlicher, allerdings zumindest in der Anschaffung oft kostspieliger sind.

Denken Sie zum Beispiel an das teurere Elektroauto im Vergleich zu einem günstigeren Pkw mit Verbrennungsmotor. Oder an ein teureres, aber optimal gedämmtes Haus mit einer CO₂-neutralen Heizungsanlage im Vergleich zu einem günstigeren, aber schlechter gedämmten Haus, das mit fossilen Brennstoffen geheizt wird. Die Differenz zwischen der teureren, aber klimafreundlicheren Investition und der günstigeren, konventionellen Investition entspricht vereinfacht gesagt den sogenannten Mehrinvestitionen.[6]

In meinen Augen sind diese Mehrinvestitionen die relevantere Größe, wenn es um das Bewältigen der Transformation geht. Denn nur im Umfang der Mehrinvestitionen muss auf Konsum oder anderweitige Investitionen verzichtet werden. Diese Mehrinvestitionen belaufen sich gemäß der KfW-Studie auf durchschnittlich rund 70 Milliarden Euro jährlich.[7] Das entspricht bereits weniger als 2 Prozent der Wirtschaftsleistung. Es hört sich also schon machbarer an. 

Aber selbst die Mehrinvestitionen überzeichnen die Kosten der Transformation tendenziell. Denn die teureren, klimaneutralen Investitionen führen über ihren Nutzungszeitraum teilweise zu Einsparungen. Dies ist mein zweiter Faktor. Denken Sie hier zum Beispiel an die Energieeinsparungen eines optimal gedämmten Hauses. Oder daran, dass weniger fossile Energieträger verbraucht werden. Diese zusätzlichen Einsparungen sind deutlich schwieriger zu beziffern als die notwendigen Investitionen. Daher kann ich ihnen hier keine genaue Zahl präsentieren. Aber in der Tendenz sollten sie die Kosten der Transformation über die Zeit reduzieren.[8] 

Wenn die Transformation hin zu einer klimaneutralen Wirtschaft möglichst weltweit zügig angegangen wird, kann sie auch dazu beitragen, die Auswirkungen des Klimawandels global zumindest abzumildern. Es gäbe dann beispielsweise relativ gesehen weniger und weniger starke Überflutungen. Und dies führt im Vergleich zu einem Szenario ohne Klimawende ebenfalls zu Einsparungen und reduziert die Nettokosten der Transformation weiter.[9]

Wenn der Klimawandel zumindest abgemildert würde, dann dürften auch die Kosten zur Vermeidung von Klimaschäden geringer ausfallen. Zum Beispiel müssten Überflutungsdämme dann nicht ganz so stark ausgebaut werden. Zudem möchte ich betonen, dass die Nettokosten der Transformation hin zu Klimaneutralität noch breiter aufgefasst werden könnten: Die Kosten steigen, wenn Teile der Produktion ins Ausland verlagert werden.[10] Sie sinken, wenn Unternehmen mit neuen, klimafreundlichen Technologien stärker wachsen können. Und ebenfalls in meiner Rechnung nicht enthalten sind Schäden wie ein Verlust der Biodiversität oder der Artenvielfalt. 

Ein dritter Faktor macht die Kosten der Transformation potenziell verkraftbarer, zumindest aus deutscher Sicht: Deutschland weist seit 2002 durchgehend einen Leistungsbilanzüberschuss aus und hat mittlerweile ein beachtliches Netto-Auslandsvermögen aufgebaut. Dies bedeutet, dass Deutschland mehr produziert als es an eigenen und fremden Gütern verbraucht. Oder anders gesagt: Wir verzichten auf Konsum und Investitionen im Inland und bauen stattdessen Forderungen gegenüber dem Ausland auf.

2023 belief sich der Leistungsbilanzüberschuss auf über 243 Milliarden Euro. Das ist mehr als dreimal so viel wie die notwendigen jährlichen Mehrinvestitionen für die Klimawende. Wenn in den nächsten Jahrzehnten mehr klimafreundliche Vor- und Endprodukte importiert oder weniger hiervon exportiert würden, könnten Teile der Transformation in eine klimaneutrale deutsche Wirtschaft hierüber verwirklicht werden. 

Insgesamt betrachtet dürften die Nettokosten der Investitionen in einen klimaneutralen Kapitalstock somit deutlich geringer sein, als die anfangs angesprochenen 5 Billionen Euro vermuten lassen. Die Klimawende scheint aus dieser Perspektive in meinen Augen ökonomisch verkraftbar.

3 Chancen für die Kreditwirtschaft

Meine sehr verehrten Damen und Herren, lassen Sie mich nach dieser volkswirtschaftlichen Einordnung nun zu dem für Sie vermutlich erfreulichsten Teil meiner Rede kommen. 

Wer investieren will, braucht Finanzierungsmittel. Und hier kommt die Kreditwirtschaft ins Spiel. Denn externe Kapitalgeber werden einen Großteil der Investitionen finanzieren müssen. Hierbei dürfte ein bunter Mix an Finanzierungsinstrumenten notwendig sein. Drei Instrumente möchte ich exemplarisch näher betrachten: Den Bankkredit, Verbriefungen und die Wagniskapitalfinanzierung.

Erstens bietet die Klimawende auch für den deutschen Bankensektor umfangreiche Möglichkeiten zur Kreditvergabe. Besonders bedeutend sind hier voraussichtlich das energetische Bauen und Umbauen sowie das Umstellen der Fahrzeugflotte in Deutschland auf Elektrofahrzeuge.[11] Aber auch die Finanzierung von klimaneutralen Produktionsanlagen kann voraussichtlich gut über Bankkredite abgedeckt werden. 

Zweitens können neben den Banken auch die Kapitalmärkte zur Finanzierung der Klimawende beitragen. Die europäische Kapitalmarktunion kann hierfür wichtige Impulse liefern.[12] Vorangehen sollte es in diesem Rahmen beispielsweise auf den Verbriefungsmärkten, die eine Brücke zwischen Banken- und Kapitalmarktfinanzierung schlagen. Denn Verbriefungen setzen regulatorisches Eigenkapital bei den Banken frei und erhöhen hierdurch ihre Kreditvergabekapazität. Wichtig bleibt hierbei natürlich, dass Verbriefungen risikoadäquat reguliert werden. 

Und drittens brauchen wir innovative Finanzierungsmittel wie Wagniskapital. Diese könnten besonders hilfreich sein bei der Entwicklung neuartiger Technologien, zum Beispiel zum großvolumigen Speichern von Energie

Die Transformation hin zu einer klimaneutralen Wirtschaft bietet also für die gesamte Finanzwirtschaft große Möglichkeiten. Mein Appell an Sie: Nutzen Sie diese Chance! Sie leisten damit einen wichtigen Beitrag zur Klimawende.

4 Geldpolitische Implikationen

Lassen sich mich nun noch einen Schwenk hin zur Geldpolitik vollziehen. Diese hat die Entwicklung im gesamten Euroraum im Auge. Und auch für den gesamten Euroraum gilt, dass er die Transformation hin zum klimaneutralen Wirtschaften bewältigen muss und dazu beträchtliche Investitionen erforderlich sind.[13] 

Die Investitionen in die Klimawende erzeugen zusätzliche Nachfrage und können folglich für Inflationsdruck sorgen. Für sich genommen erfordert dies einen restriktiveren Kurs der Geldpolitik, was das allgemeine Zinsniveau in den nächsten Jahren tendenziell erhöhen würde.[14] 

Allerdings: Klimawandel und Klimapolitik beeinflussen auch über diverse andere Übertragungswege die Preisentwicklung. Hierbei ist der Nettoeffekt nicht ganz klar.[15] Und auf das künftige Zinsniveau wirken zudem eine ganze Reihe von weiteren Faktoren. Denken sie etwa an die Alterung oder den weltweit anhaltend hohen Kapitalbedarf der öffentlichen Haushalte. Diese Entwicklungen wirken eher zinserhöhend. Hingegen dämpfen die Digitalisierung und die zunehmende Verbreitung künstlicher Intelligenz den Preisauftrieb durch Produktivitätswachstum, was tendenziell zinssenkend wirkt. 

Wo künftig das gleichgewichtige Zinsniveau liegen wird, ist aktuell noch schwer zu sagen. Klar ist aber: Die Geldpolitik im Euroraum wird weiterhin auf Preisstabilität ausgerichtet bleiben. Der Klimawandel und die Investitionen in eine klimaneutrale Wirtschaft stellen unser mittelfristiges Ziel einer Inflationsrate von 2 % nicht in Frage. Genauso wenig wie die anderen Herausforderungen, denen wir uns in den vergangenen Jahren stellen mussten oder die sonst noch vor uns liegen.

5 Schlussworte

Meine sehr verehrten Damen und Herren, lassen Sie mich nach diesem kurzen Ausflug in die Geldpolitik zurückkommen zum Beginn meiner Rede. Für die Transformation hin zu einer klimaneutralen Wirtschaft benötigt es ohne Zweifel umfangreiche Investitionen. Aber diese Investitionen scheinen in meinen Augen volkswirtschaftlich gut verkraftbar. Und ich bin fest davon überzeugt, dass die Finanzwirtschaft die nötigen Mittel zur Finanzierung der Investitionen bereitstellen kann. 

Bedeutet dies, dass die Investitionen auch tatsächlich getätigt werden? Leider nicht notwendigerweise. Damit die Transformation hin zu einer klimaneutralen Wirtschaft richtig in Gang kommt, ist auch die Politik gefordert. Zum Beispiel, indem sie die externen Kosten des CO-Ausstoßes internalisiert und mehr Planungssicherheit im Hinblick auf die Energiewende schafft. 

Hauptinstrument für das Internalisieren der externen Kosten des CO-Ausstoßes ist nach wie vor eine angemessene CO-Bepreisung. Der klare Vorteil dieser Maßnahme ist, dass das Problem an seiner Wurzel angegangen wird. Die CO-Bepreisung setzt finanzielle Anreize, den CO-Ausstoß zu verringern. Wie genau dies am Ende bewerkstelligt wird, ist dem Markt und seinen Innovationskräften überlassen. Dort werden sich die heute noch nicht völlig absehbaren, effizientesten Wege zur Reduktion des CO-Ausstoßes herauskristallisieren und am Ende durchsetzen.

Mehr Planungssicherheit erfordert, dass die Politik eine klarere Strategie aufzeigt, wie Energieproduktion im Inland und Energieimporte zusammenspielen sollen und wie unter anderem der hohe Bedarf im Winter abgedeckt werden soll. Dafür bedarf es derzeit insbesondere geeigneter Speicher, Kraftwerke und Leitungskapazitäten. Und es bedarf einer Politik, die die entsprechenden Rahmenbedingungen hierfür schafft. Zum Beispiel, indem sie Genehmigungsverfahren vereinfacht und beschleunigt. 

Meine sehr geehrten Damen und Herren, abschließend also mein Aufruf an alle: Die Transformation zu einer klimaneutralen Wirtschaft in Deutschland scheint volkswirtschaftlich verkraftbar. Wir sollten keine Zeit verlieren. Oder wie man hier im Münsterland sagt: Packen wi dat an! 

Fußnoten:

  1. Vgl.: Brand et al. (2021), 5 Bio. EUR klimafreundlich investieren – eine leistbare Herausforderung, KfW Research, Fokus Volkswirtschaft Nr. 350. Bei dieser Studie handelt es sich um eine Aktualisierung und Hochrechnung der Ergebnisse von Burret et al. (2021), Beitrag von Green Finance zum Erreichen von Klimaneutralität in Deutschland, Nextra Consulting, NKI & Prognos. Die Studie von Helmcke et al. (2021), Net-Zero Deutschland – Chancen und Herausforderungen auf dem Weg zur Klimaneutralität, McKinsey & Company, beziffert den Investitionsbedarf zur Erreichung vollständiger Klimaneutralität bis 2045 sogar auf 6 Billionen Euro.
  2. Siehe Klimaschutzgesetz.
  3. Der Untersuchungszeitraum in Brand et al. (2021) erstreckt sich von 2020 bis 2045 und damit insgesamt 26 Jahre.
  4. Insofern die deutsche Volkswirtschaft in den nächsten Jahrzenten positive reale Wachstumsraten aufweist, verringert sich das Verhältnis von als fix angenommenen Investitionen zum steigenden Bruttoinlandsprodukt im Zeitverlauf.
  5. Die Klimaschutzinvestitionen sind wiederum eine Teilmenge der Gesamtinvestitionen. Letztere umfassen zusätzlich noch all diejenigen Investitionen, die nicht der der Reduktion des CO₂-Ausstoßes dienlich sind.
  6. Nicht mit eingeschlossen sind hier Klimaschutzmaßnahmen, die bei einer einfachen Fortschreibung der bereits geplanten Maßnahmen zum Erreichen von Klimaneutralität getätigt worden wären. Diese lassen sich anhand der vorliegenden Studie nicht beziffern.
  7. Vgl.: Brand et al. (2021). In der ebenfalls zuvor zitierten Studie von Helmcke et al. (2021), die von höheren Klimaschutzinvestitionen ausgeht als Brand et al. (2021), belaufen sich die durchschnittlichen jährlichen Mehrinvestitionen auf lediglich 40 Mrd €. Der hier verwendete Wert von Brand et al. (2021) ist somit vergleichsweise hoch.
  8. Die Studie von Brand et al. (2021) berechnet keine konkreten Werte für mögliche Einsparungen. Eine Vorgängerstudie von Philipp et al. (2018), Klimapfade für Deutschland, Boston Consulting Group & Prognos, kommt zu dem Ergebnis, dass die Klimaschutzinvestitionen zu Einsparungen von bis zu 80 % der Mehrinvestitionen führen könnten. Übertragen auf die Ergebnisse von Brand et al. (2021) würden sich die Mehrkosten, definiert als Differenz zwischen Mehrinvestitionen und Einsparungen, hierdurch auf durchschnittlich bis zu 16 Mrd € jährlich reduzieren. Dies entspricht weniger als 0,5 % des BIP. Helmcke et al. (2021) kommen sogar zu dem Ergebnis, dass durch die Klimaschutzinvestitionen ausgelöste Einsparungen die Mehrinvestitionen in etwa ausgleichen. Das Ziel der Klimaneutralität könne somit kostenneutral erreicht werden.
  9. Schätzungen der volkswirtschaftlichen Kosten des Klimawandels hängen von einer Vielzahl an Annahmen ab und sind folglich höchst unsicher. Eine im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz erstellte Studie von Flaute et al. (2021), Volkswirtschaftliche Folgekosten durch Klimawandel: Szenarioanalyse bis 2050, Studie im Rahmen des Projektes Kosten durch Klimawandelfolgen in Deutschland, GWS Research Report 2022/02, beziffert die zu erwartenden kumulierten Folgekosten für den Zeitraum von 2022 bis 2050 auf 280 Mrd € bis 900 Mrd €. Im ersten Fall wird von einem schwachen Klimawandel ausgegangen, im zweiten von einem starken. Die Kosten steigen dabei im Zeitverlauf immer weiter an. In 2050 entsprächen die jährlichen Verluste in etwa 0,6 % bis 1,8 % des BIP.
  10. Vgl.: Deutsche Bundesbank (2023), Wirtschaftsstandort Deutschland: ausgewählte Aspekte der aktuellen Abhängigkeiten und mittelfristigen Herausforderungen, Monatsbericht, September 2023, S. 15-36.
  11. Im Jahr 2023 waren 49 % der Neuwagen und 34 % der Gebrauchtwagen per Kredit oder Leasing finanziert. Vgl.: Bankenfachverband (2023), Marktstudie Konsum- und Kfz-Finanzierung 2023.
  12. Vgl.: Nagel, J. (2024), Währungsunion, Kapitalmarktunion, Bankenunion – ein Dreiklang für Europas Wohlstand und Resilienz, Rede beim 23. Deutschen Bankentag, Berlin, 23. April 2024.
  13. D’Aprile et al. (2020), Net-Zero Europe – Decarbonization pathways and socioeconomic implications, McKinsey & Company, beziffern die Klimaschutzinvestitionen für die Europäische Union insgesamt (EU-27) über den Zeitraum 2021 bis 2050 auf rund 27.800 Mrd €, die Mehrinvestitionen auf 5.400 Mrd €. Dies sind durchschnittlich rund 927 Mrd € bzw. 180 Mrd € pro Jahr. Dem gegenüber stünden Einsparungen von jährlich rund 130 Mrd €. Die Mehrkosten würden also in etwa 50 Mrd € jährlich betragen. Ein Arbeitspapier der Europäische Kommission (SWD(2023) 68 final) geht bis Ende 2030 im Fit-for-55 Policy-Szenario von jährlich 477 Mrd € zusätzlichen Klimaschutzinvestitionen im Vergleich zum Durchschnitt der Jahre 2011 bis 2020 aus. Da hier eine andere Referenz gewählt ist, sind diese Zahlen nur schwer mit den zuvor zitierten Studien vergleichbar.
  14. Ebenfalls inflationstreibend und damit tendenziell zinserhöhend wirkt auch die CO₂-Bepreisung. Vgl.: Känzig, D. (2023), The Unequal Economic Consequences of Carbon Pricing, NBER Working Paper No. 31221 sowie Brand, C. et al. (2023), The macroeconomic implications of the transition to a low-carbon economy, ECB Economic Bulletin, Issue 5/2023. Abgemildert werden können die wirtschaftsdämpfenden Effekte der CO₂-Bepreisung durch striktere Offenlegungspflichten. Vgl.: Frankovic, I. und B. Kolb (2023), The role of emission disclosure for the low-carbon transition, Deutsche Bundesbank Discussion Paper No 33/2023.
  15. So könnten Haushalte in Reaktion auf die mit dem Klimawandel einhergehende Unsicherheit ihre Ersparnis erhöhen, das sogenannte Vorsichtssparen. Dies drückt für sich genommen die Nachfrage und reduziert den Inflationsdruck, vgl.: Mongelli et al (2022), The effects of climate change on the natural rate of interest, ECB Working Paper Series No 2744 / November 2022 sowie die hierin zitierte Literatur. Eine ähnlich deflationäre Wirkung haben auch sogenannte Transitionsrisikoschocks, vgl.: Meinerding, C. et al. (2023), Shocks to transition risk, Deutsche Bundesbank Discussion Paper No 04/2023.